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Ich kann alles ein bisschen, nichts so richtig. Zwischen Schuhen, Büchern und DVDs stapeln sich leere Kaffeebecher, die ich beim nächsten Gang zur Mülltonne entsorgen will. Ich blogge, weil ich sonst die Wiederholung von "Sex and the City" schauen würde.

PsychoBitch oder trauriges Mädchen?

Man stelle sich folgende, fiktive Situation vor ...

Eine SMS von einer unbekannten Nummer erreicht meinen Ex-Freund. Ein Anruf in Abwesenheit. Unterdrückte Nummern auf dem Display bei mir daheim. Soweit so gut. Nichts ungewöhnliches, vielleicht eine ungünstige Einstellung im Handy des Anrufers. Aber wenn man sich die Mühe macht und mal nachfragt, dann werden Namen genannt die uns fremd sind. Melanie? Kenne ich nicht. Der Ex hat einen Verdacht. Doch doch, ganz sicher, wir wären Freunde seit Jahren. Sind wir? Ich meine nicht. Mein Ex erfragt bei der einzigen Melanie die er kennt, ob sie eine neue Nummer hat und augenblicklich mit ihm im SMS-Kontakt steht. Tut sie nicht.
Aber wir wären doch Freunde - offenbar seit Jahren - behauptet die Person hinter den fremden SMSen, die sich inzwischen zahlreich ansammeln. Sind wir? Ich ahne bereits, jemand lügt. Ich werde Recht behalten, denn auf die Nachfrage ob sie die Melanie Soundso wäre, bekommen wir eine bestätigende Antwort: Genau DIE Melanie wäre sie. Zu dumm nur, besagte Melanie telefoniert mit uns und belächelt die dreiste Lüge. Aha. Ein Stalker. Und da sich in meinem Leben wenig ereignet das wirklich wert wäre einen Stalker auf den Plan zu rufen, gehe ich die wenigen Menschen durch, die einen Grund hätten mich nicht zu mögen. Auf der Pole Position? Die Ex meines Ex. Wieso? Weil sie nicht alle Latten am Zaun hat - und das ist freundlich ausgedrückt. Offenbar muss mein Ex sowas wie die Liebe ihres Lebens gewesen sein, sonst würde sie doch kaum auch noch so lange Zeit nach der Trennung an ihm hängen, ihn nicht loslassen und gerade krankhaft recherchieren.
Was ich, als Nebenfigur dieser kurzlebigen und öden Beziehung, damit zu tun haben soll? Nun, es ist mir schleierhaft. Die SMSen kommen allerdings weiter in kurzen Abständen und mein Ex verliert bald die Lust auf dieses kindergartenreife Spiel. Wir lassen sie wissen, dass die Lüge aufgeflogen ist und es kindisch ist, sich mit 32 (!) so zu benehmen. Aber sie scheint nicht anders zu können. Auch in anderen Blogs, die ich mit Artikeln zu Unterhaltung befüttere, tauchen kryptische Kommentare auf. Wieder eine erfundene Identität? Zuzutrauen ist es ihr.

Da kommt die Frage auf ... was für Menschen sind das? Die nicht loslassen können, die sich mit ihrem Leben und ihren Beziehungen im Kreis drehen? Traurige Menschen, soviel steht fest. Aber wieso werden wir in eine solche Farce gezerrt? Die Antwort liegt auf der Hand: Weil wir Autoren immer Stoff für Romane, Kurzgeschichten, Blogeinträge und ähnliches brauchen.

Ein Bestseller tut sich plötzlich auf. Junge Autorin von Ex-Freundin des Ex verfolgt. Eifersüchtig auf den Erfolg? Das Aussehen? Den Humor? Die Liste scheint lang und man wird bis zur letzten Seite des Romans warten müssen um zu erfahren welcher kranke Gedanke die Psychobraut dazu getrieben hat. Übrigens läuft das Casting für die Rolle (Filmrechte sind gute Geldquellen) bereits auf hohen Touren. Eine Autorenkollegin trainiert bereits hart für die Rolle, hat einen Trainingsplan erstellt: " Habe Übungsplan erstellt: a) 1h reglos im See liegen b) Irren Blick aufsetzen c) Nervnachbarn zerstückeln und einfrieren" Den Recall-Zettel für die nächste Runde hat sie auf jeden Fall in der Tasche ;) Mehr von hier gibt es auf ihrem wunderbaren Blog Gedankenflitzer.
Entschuldigt den Autorenhumor. Vielleicht versteht das nicht jeder, aber wir kreativen Schreiberlinge sehen in vielen Momenten des Lebens eine Inspiration für eine Geschichte. Und sei sie noch so kurz, 140 Zeichen eines Twitter-Posts. Und so wird auch die Ex vom Ex eines Tages irgendwie in einer Geschichte wieder auftauchen. Vielleicht als PsychoBitch. Vielleicht aber auch als das traurige kleine Mädchen, das sie ist und versucht durch genau solche hilflosen und realitätsfremden Aktionen zu überspielen. Zuerst war ich ernsthaft wütend, weil sie versucht hat sich in die Privatsphäre meines Ex-Freundes und mir zu drängen. Eine Position auf die sie kein Recht mehr hat und es sich doch noch heimlich zu wünschen scheint. Fast will man stolz sein, weil man offensichtlich doch interessanter ist, als man immer angenommen hat. Aber dann kam doch nur Mitleid. Eines Tages wird auch sie einsehen, dass diese Aktionen sie kein Stück weiter gebracht haben - es sei denn eine Rolle in einem meiner Roman ist das erklärte Ziel. Das wäre dann natürlich ein cleverer Schachzug gewesen. Ich fühle mich geehrt.

Inzwischen werden die Anrufe und SMS weniger. Vielleicht bleiben sie eines Tages ganz aus. Und hoffentlich ende ich nicht zerstückelt in einer Tiefkühltruhe in Frankfurt-Eschborn ...
In diesem Sinne: fröhliches Stalken euch allen ...

Wäre eine solche reale Situation nicht befremdlich? Irgendwie ist sie das ja schon in der Fiktion.

Wer sich von diesem Blogeintrag angesprochen fühlt irrt sich. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und selbstverständlich nicht beabsichtig.

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3 Kommentare:

Hannes hat gesagt…

Es gibt nichts feigeres als Stalker. Nicht den Mut haben ihr Gesicht zu zeigen und damit die eigenen Schwächen verbergen. Ich gehe mit Version B) trauriges Mädchen. Vielleicht kriegt sie ihr Leben eines Tages in den Griff.
Aber du, liebe Grace, solltest das ignorieren. Spinner wird es immer geben und wenn sie über ihren Ex-Freund nicht hinwegkommt, soll sie vielleicht zu einer Partnerbörse oder sowas. Ich finde es stark, dass ein Artikel über Stalking so viele Klicks sammeln konnte, weil das Thema immernoch viel zu selten angesprochen wird. Hoffentlich kriegt du noch mehr Klicks und rutscht bei Google hoch!
Grüße aus Bremen!
Hannes

Kerstin hat gesagt…

Vor ungefähr einem Jahr hatte keine Tochter Probleme mit einem Stalker von der Schule. Das war am Anfang auch sehr harmlos und dann wurde es sehr aufdringlich. Wir sind damals auch zur Polizei gegangen. Mein Tipp: Alles sammeln, alle SMS, alle Anrufe in Abwesenheit (das kann man ausdrucken über die Telekom) und dann, wenn es zu viel wird, zur Polizei gehen. Die schreiben die Person dann an und meistens reicht das schon. Lass dich davon nicht unterkriegen, verschmähte Mädels sind manchmal etwas schwer von Begriff. Das kennt man doch.
Kopf hoch!
LG

Jenny hat gesagt…

Mit tut dein Ex fast mehr leid. Der muss ja auch durch den Terror. Ich habe auch schon mal gebrochene Herzen gehabt, aber so schlimm, dass ich wie irre rumgesimst habe? Das zeigt ja schon auch, wie doll sie noch an ihm hängt. Weil sonst macht man ja nicht so viel um wieder Aufmerksamkeit zu kriegen, oder?
Hoffe er findet eine Bessere :)

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