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Ich kann alles ein bisschen, nichts so richtig. Zwischen Schuhen, Büchern und DVDs stapeln sich leere Kaffeebecher, die ich beim nächsten Gang zur Mülltonne entsorgen will. Ich blogge, weil ich sonst die Wiederholung von "Sex and the City" schauen würde.

Flirten bei Minusgraden ...


Meistens hält sie einen bestimmten Abstand zu dem attraktiven Typen an der Bushaltestelle. Sie weiß, dass er seinen Kaffee mit Milch und Zucker trinkt, dazu eine Laugenstange isst und sich ab und an das Neon Magazin kauft. Mittwochs fängt sein Tag vermutlich später an, denn da erwischt sie ihn nie an der Bushaltestelle. Sie weiß all das über ihn, hat aber noch nie ein Wort mit ihm gewechselt. Trotzdem ist er ihr Highlight des Tages.
Wenn der Wecker um 6.30 Uhr den Schönheitsschlaf beendet, kann sie sich noch nicht vorstellen wie um alles in der Welt der Tag überstanden werden soll. Auch das warme Wasser der Dusche lässt ihre Stimmung nur minimal steigen. Aber der Gedanke ihn zu sehen, vielleicht sogar einen Blick zu erhaschen, das zaubert ein verschüchtertes Lächeln auf ihr müdes Gesicht.

Heute hat es unmenschliche minus 18 Grad und man kann nur seine klaren blauen Augen erkennen, so tief sind Mütze und Schal ins Gesicht gezogen. Auch sie hat heute auf die sexy Garderobe verzichtet und sich für dicke Fellstiefel, einen langen schwarzen Mantel, den Wollschal und Handschuhe entschieden. Ihre Mütze bändigt die schwarzen Locken mehr als sonst und sie atmet durch die Nase, zu kalt ist die Luft. Für gewöhnlich stehen sie nie so doch beisammen. Aber der kalte Wind, der durch die Stadt fegt, zwingt sie in den Hauseingang, wo er auch Zuflucht gesucht hat. Nur sie beide. Und der Wind. Seine rechte Hand hält den Kaffeebecher (bestimmt mit Milch und Zucker) fest umklammert, sonst ähnelnd seine Körperhaltung ihrer: steif und starr.
Sie werfen sich ein Lächeln zu, er macht einen kleinen Schritt zur Seite und räumt ihr etwas mehr Platz ein. Eng ist es trotzdem, was bei der Kälte aber nicht stört. Seine Schulter berührt ihre. Ist das zu nah? Was ist mit dem natürlichen Individualabstand, den jeder Mensch gerne einhält? Rückt sie ihm auf die Pelle?
"Ganz schön kalt heute Morgen, was?"
Seine Stimme klingt tief und rau, aber nicht unangenehm. Sonst hört sie ihn nur "Einen Kaffee zum Mitnehmen mit Milch und Zucker und eine Laugenstange bitte." sagen. Und nie spricht er sie an. Langsam dreht sie den Kopf, er sieht sie tatsächlich lächelnd an. Zumindest meint sie das unter seinem Schal erahnen zu können.
"Sehr kalt."
Etwas Besseres ist ihr nicht eingefallen.
"Es sollte Kältefrei geben."
Sie nickt. Er nickt. Besonders gut ist sie nicht im Flirten, das weiß sie. Aber bei dieser Kälte kann sie kaum klar denken. Obwohl sich in ihrem Inneren eine angenehme Wärme ausbreitet. Das Epizentrum dieser Wärmestrahlen scheint in der Herzregion zu liegen ... muss sie sich Gedanken machen?
"Du steigst am Marienplatz aus, stimmt's?"
Ja, das tut sie. Aber woher weiß er das? Achtet er darauf, wann sie aussteigt? Achtet er überhaupt auf sie? Wieder dreht sie ihm ihr Gesicht zu, diesmal lächelt er ganz sicher. Achselzucken.
"Ich sehe dich jeden Morgen hier stehen und ... naja ... du steigst immer am Marienplatz aus."
"Das stimmt."
Er nickt auf ihre schwarze Ledertasche, die sie fest an sich presst, als würde sie jeden Augenblick einen Taschendieb erwarten.
"Du magst Katzen."
Sie folgt seinem Blick und erkennt die kleine Plüschkatzen, die am Reißverschluss baumelt. Woher weiß er das alles?
"Mein Name ist Marc."
Er streckt ihr die Hand hin und obwohl es der kälteste Tag des Jahres werden soll, kann sie nur noch diese wohlige Wärme in sich spüren, als sie ihre Hand in seine legt ...

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5 Kommentare:

Sonja Lilalaunebär hat gesagt…

Sonja Lilalaunebär hat gesagt…
Sehr süß! Sowas kennt man ja selber, man will bestimmte Leute ansprechen und weiß nie was man wie wo sagen soll oder kann! Und wenn die Kälte Menschen näher zusammen bringt, dann kann was schönes daraus werden! Schön! Liebe Grüße, Sonja X.

Unknown hat gesagt…

Klingt interessant. Macht neugierig auf mehr...

Das hat wohl jeder schon einmal erlebt: Blickkontakt, Herzklopfen und man bekommt kein Wort heraus. Eine blöde Situation und gleichzeitig der schönste Moment auf Erden...

Lieben Gruß von Conny

Dano hat gesagt…

sehr wahr. selber schon erlebt (in der s-bahn). da kann man der kälte doch glatt noch etwas gutes abgewinnen. freue mich auf noch mehr geschichten auf diesem sehr amüsanten blog (layout ist top).
grüße!
d.

Hannes hat gesagt…

Das ist eine süße kleine Geschichte! Würde gerne mehr von dir lesen, weil alles sehr vielversprechend klingt. Wo kann man dein Buch kaufen? LG, Hannes

Anonym hat gesagt…

ich schmelze. auch bei den eisigen temperaturen dort draussen vor meinem fenster.

gruss theo

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